Keiner für alle

"Everybody's darling is nobody's darling": Ein Motto, das VINEUS Newcomer Winzer 2022 Jürgen Trummer in aller Konsequenz lebt. Ein Besuch.

Jürgen Trummer – der VINEUS Newcomer Winzer 2022 im Portrait

Seit neun Jahren führt der 30-jährige Südsteirer und frischgebackene VINEUS Newcomer Winzer das Familien-Weingut am südsteirischen Obegg – biologisch und mit klarer stilsicherer Kante.

Qualität entsteht im Weingarten: Das ist ein schöner Satz, der in den letzten Jahren eine erstaunliche Karriere im Wein-Marketing hingelegt hat. Wenn kommunikative Mantras wie dieses aber fast schon flächendeckend ausgegeben werden, drängt sich natürlich die Frage auf, wie ernsthaft es tatsächlich gelebt wird. Jürgen Trummer stützt sich angesichts dieser Frage milde, aber keineswegs überheblich lächelnd auf einem der Holzfässer in seinem neuen Weinkeller ab und sagt: „Klar entsteht meine Qualität im Weingarten. Weil der lebt. Ein toter Weingarten wird nie einen lebendigen Wein hervorbringen. Und man muss halt für sich auch klar definieren, wie man mit der Qualität aus dem Weingarten arbeiten will. Will ich Terroir und damit Charakter in die Flasche bringen, auch auf die Gefahr hin, dass ich damit nicht jedermanns Geschmack treffe, oder will ich die Masse ansprechen und einen gefälligen Kraftlackl füllen?“

Die Riede Obegg ist der Hofweingarten der Trummers, wo über 40 Jahre alte Sauvignon- und Morillon-Reben auf reinem Muschelkalk stehen. In Kombination mit alpinem Randklima, das auf pannonische Hitze trifft, ergibt das ein Terroir, das getrost als einzigartig bezeichnet werden darf.

„Klar sollte jeder Wein auch solo funktionieren.
Aber meine Weine sind als Speisenbegleiter gedacht,
und neben einem Teller definitiv am besten aufgehoben. “

Jürgen Trummer

Lebenswerk

Welchen Weg Jürgen Trummer gewählt hat, hatte einem auf dem steilen Schotterweg rauf auf den Obegg ja schon ein bissl gedämmert, beim Blick auf den Kompost, auf das Gras, das vom letzten Schnitt noch zwischen den Rebzeilen liegt, auf das dezent in Zaum gehaltene Blattwerk. Einen Weingarten wie diesen, in dem ganz offensichtlich auf Kooperation mit der Natur gesetzt wird, sieht man in der Südsteiermark mittlerweile zwar öfter – aber mit der Überzeugung, dass der Charakter einer Lage nur auf einem lebendigen Boden spürbar wird, schlägt man als Winzer hier trotzdem immer noch ein wenig aus der Art. Und wenn der Winzer aus der Art schlägt, dann tut sein Wein das meistens auch. Der Verdacht bestätigt sich, als Trummer zur Stärkung vor dem Weingartenspaziergang ein Glas Sauvignon blanc Ried Obegg reicht. Feinst mineralisch, frisch, perfekt ausbalanciert und mit komplexen Sekundäraromen kommt der daher. So geht südsteirischer Sauvignon blanc also auch. Dass Herr Trummer sich mit derlei auffälligen Großartigkeiten in die besten Weinkeller des Landes gespielt hat und nach der Auszeichnung als Gault Millau Entdeckung des Jahres 2022 dieses Jahr auch noch den VINEUS Newcomer Award einheimste, erscheint logisch.

Mit Morillon Ried Obegg 2016, Sauvignon blanc Ried Obegg Reserve 2013 und Sauvignon blanc Südsteiermark 2019 überzeugte Jürgen Trummer erst die VINEUS-Newcomer- Experten-Jury, beim Live Voting im Rahmen der PUR 2022 holte er sich auch noch die meisten Publikumsstimmen – und damit den Sieg.

Am Boden der Tatsachen

Und dass der heute 30-Jährige, der mit 21 Jahren das damals im Nebenerwerb betriebene Weingut seiner Eltern übernahm, auf Bio-Weinbau umsatteln würde, sei auch logisch gewesen, sagt Trummer auf dem Weg durchs Obegger Rebenmeer. „Da stehen wirklich sehr alte Sauvignon- und Morillon-Reben auf uraltem, reinstem Muschelkalk!“, ruft er. „Das ist ein Schatz! Wie kann man kein Interesse daran haben, den nicht gesund und vital zu halten? Und das geht halt nur mit natürlicher Nährstoffversorgung im Weingarten.“ Um die herzustellen, braucht es natürlich Zeit. „Aber wenn
du über Jahre hinweg konsequent Kompost, Kuh- und Pferdemist einbringst, nicht öfter als drei Mal im Jahr mähst, den Schnitt liegen lässt, nicht alles umbringst, was hier lebt, dann trägt das irgendwann Früchte.“

Dass er sich mit der Entscheidung für Bio-Weinbau das Leben und Arbeiten nicht unbedingt leicht macht, ist ihm bewusst. Dieses Jahr noch ein bisschen mehr als sonst. Trummer lenkt den Blick auf die zahlreichen Lederbeeren, ein typisches Schadbild für Pilzbefall mit Peronospera, auch als falscher Mehltau bekannt. „Es ist kein leichtes Jahr“, seufzt er. „Von März bis Juli hat es quasi durchgeregnet. Super für Peronospera! Im konventionellen Weinbau kannst du da ganz anders dagegensteuern, ich kann maximal mit Schwefel und Kupfer arbeiten.“ 15 bis 20 Prozent Ertragseinbußen erwartet er, das Lachen kommt ihm aber trotzdem nicht abhanden. Irgendwas sei ja immer, sagt er, und erzählt von Spontangärungs-Desastern („Jetzt hab ich’s mittlerweile aber schon super im Griff!“) und von dem kleinen Weingarten am Obegg, den er letztes Jahr dazugekauft hat und in dem Blauer Wildbacher gesetzt ist – ausgerechnet! „Das ist ja für die Gegend hier eine Freak-Sorte, und eine schwierige noch dazu. Aber die Stöcke ausreißen ist keine Option“, sagt er. Was er mit dem Ertrag machen werde, wisse er noch nicht so genau. „Vielleicht mach ich einen Rotwein draus? Rotwein! Das wäre spannend!“

Small is beautiful

Wo wir beim Thema Zukunft angekommen wären. Wohin soll die Reise gehen für das Weingut Jürgen Trummer? „Größer möchte ich jedenfalls nicht werden. Ich hab mit drei Hektar angefangen, jetzt hab ich zwölf, und die kann ich mit zwei Mitarbeitern auch gut bewirtschaften. Ich will bei jedem Rebstock mehrmals pro Jahr vorbeikommen, und das geht jetzt noch.“ Was er hingegen schon möchte, ist die von seinen Eltern geführte Buschenschank sanft in die kulinarische Moderne führen. Und dann wäre da noch die Idee eines Winzer-Kollektivs, das er nächstes Jahr gemeinsam mit drei befreundeten Kolleg:innen auf die Beine stellen möchte. „So was wie die Healthy Boy Band … Okay, nicht ganz so abgefahren vielleicht“, schmunzelt er. Dass diese neue Viererkette aus der Art schlagen wird, davon darf man aber getrost ausgehen.

Die kleine, von Jürgen Trummers Eltern geführte Buschenschank soll auch zukünftig Teil des Trummer’schen Weinerlebnisses am Obegg bleiben. Der kulinarischen und konzeptionellen Weiterentwicklung will sich der Junior – bei aller Liebe zur Tradition – aber nicht verschließen. Vielleicht, sagt er, werde er sich in naher Zukunft einen Sommelier an Bord holen. Auch die Speisekarte würd er gerne ein wenig adaptieren, das kulinarische Angebot zeitgeistiger gestalten. „Mehr Tischkultur, mehr Weinkultur“, bringt er seine Vorstellungen auf den Punkt.

www.trummerwein.at

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